Was ist richtig und was ist falsch? Welchen Weg muss man für die Zukunft eingehen, um die Jugend zu fördern und den MX-Sport auf ein neues Level zu bringen? Wer wird einmal Nachfolger?Die Saison 2k16 ist vorbei und wir können jetzt auf die verschiedensten Rennen, Personen und Augenblicke des Jahres zurückblicken, die dieses Jahr geprägt haben. Ob positiv oder negativ.Es ist also Zeit für ein kleines Fazit und ein bisschen Kritik, aus der man bekanntlich lernen und besser werden kann.

 

Als erstes muss ich, so glaube ich, nicht nur aus meiner Sicht Respekt zollen für die Jungs um das Team vom Burg Eisenhardt aus Reetz! Eine Motocross-Strecke wieder ins Leben zu rufen, das ist mehr als großartig!Denn das kann nicht jeder – schon gar nicht in diesen Zeiten. Und Marc, der seit Jahren darum kämpft, die Strecke in Bensdorf für den Trainingsbetrieb zu öffnen, kann quasi schon ein Buch darüber schreiben, welche riesigen Steine einem in den Weg gelegt werden - und das nicht nur von den Behörden. Marc ist auch ein Mann der ersten Stunde, der gesehen hat, welch ein Potenzial in der Motocross-Strecke von Reetz steckt. Denn es gab eine Zeit, in der bis zu 20.000 Zuschauer an dieser Strecke standen und den Fahrern zugejubelt haben. Damals waren sie Helden, die Motocrosser! Doch schauen wir nach vorn. Der Anfang ist in Reetz gelungen, insbesondere durch die Veranstaltung zur Landesmeisterschaft Berlin/Brandenburg. Klar ist die Strecke und das Drumherum noch ausbaufähig, aber so manch ein Veranstalter konnte sich vom engagierten Team in Reetz durchaus eine Scheibe abschneiden. Das Credo ist unkompliziert und tatkräftig: Eine Zwei-Tagesveranstaltung? Klar machen wir das in Reetz! So einfach kann es sein, denn wo einer satt wird, werden es auch zwei. Genau deshalb frage ich mich, warum sich Vereine, die optimale Bedingungen mit ihrer Strecke, dem Fahrerlager usw. haben, gegen eine Zwei-Tagesveranstaltung sträuben. Die Mann-Power ist doch eh schon vorhanden, die ganzen Vorbereitungen sind fast dieselben und die Technik steht letztlich auch bereit. Insofern ziehe ich den Hut vor Sachsen-Anhalt. Die machen es richtig und nutzen die Ressourcen optimal aus. Im Land der Frühaufsteher gibt es ausschließlich Rennveranstaltungen, die über zwei Tage laufen. Eine Prima Sache, die sich vor allem für die Nachwuchsfahrer lohnt, denndie Kinder-Klassen dürfen immer an den Samstagen starten, wenn die Strecke noch frisch ist. Doch es gibt noch weitaus mehr Vorteile – gerade für die Jüngsten der MX-Szene und ihre Helfer. Erstens: Man kann am Samstagabend in aller Ruhe nach Hause fahren, ohne den Stress zu haben, dass man am nächsten Morgen wieder Früh raus muss, den Transporter noch abends wieder vorbereiten und das Bike putzen. Zweitens: Die Kids haben noch den Sonntag, um sich auszuruhen und auf die Schule vorzubereiten. Diese Regeneration ist besonders wichtig, schließlich soll aus den Kindern ja mal was Ordentliches werden. Warum funktioniert das also nicht bei uns in Berlin/Brandenburg? Nun, vielleicht liest der eine oder andere Veranstalter diese Zeilen und lässt sich die Sache mal durch den Kopf gehen. Unser Nachwuchs sollte es wert sein, einen Versuch zu starten und etwas Neues auszuprobieren.

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Doch zurück in heimische Gefilde. Ein Highlight auf jeder Veranstaltung ist, wenn schon am Morgen zur Begrüßung die Stimme von Hartmut aus den Boxen rings um dem Track ertönt. Kein anderer Sprecher kann aus einem noch so langweiligen Rennen, einen spektakulären Fight machen, bei dem jeder auf der Strecke Gänsehaut bekommt. Ich denke, nicht nur ich habe so einige Momente von Hartmuts unvergesslichen Moderationen im Kopf. Er kennt einfach jeden Fahrer von klein auf, kann zu fast jedem eine eigene Geschichte erzählen und war schon mit den größten Motocross-Fahrern der Welt im Gespräch. Sein Fachwissen, der einzigartige Klang seiner Stimme und diewunderbaren Betonungen machen unseren Sprecher Hartmut Kunkel zu etwas ganz Besonderem. Doch wer soll einmal nachkommen? Wer könnte auf diesem Level ein Rennen moderieren, Fahrer und Fans begeistern und damit schlussendlich den MX-Sport am Leben erhalten? Vielleicht kommt da mal einer, der es genauso gut kann. Doch bis dahin, lieber Hartmut, wollen wir dich noch viele, viele Jahre am Mikrofon rocken sehen und hören!

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Wenn ich auf die Saison 2016 zurückblicke, sehe ich jedoch nicht nur Positives. Vor allem stößt mir auf, dass so manche Fahrer denken, sie wären in der "Weltmeisterschaft" unterwegs … oder auf dem Rummelplatz. Was bringt es, andere Fahrer zu beschimpfen oder sie absichtlich von der Strecke zu rammen. Ein sauberer Blockpass sollte doch drin sein, das gehört schließlich zum Race dazu. Doch muss man es wirklich so übertreiben und dem geblockten Fahrer gleich das Gefühl geben, man wolle ihn ins Krankenhaus bringen? Es ist ein MotorSPORT-Rennen, kein Fußball! Natürlich will jeder sein Bestes geben und zeigen, was man kann und wozu er oder sie in der Lage ist.Aber bitte sportlich und fair! Wir regen uns auf, dass unser Sport nicht so populär ist wie manch anderer und mitunter einen miesen Ruf hat. Doch wenn man sich während eines Rennens vor den Zuschauern und damit in aller Öffentlichkeit benimmt wie die Axt im Walde, liegt es letztlich auch an den Fahrern selbst, die ihren Sport ins Abseits schießen. Darüber hinaus ist jeder Fahrer auch für sein Team verantwortlich. Wenn sich also Eltern, Freunde, Mechaniker oder Betreuer daneben benehmen, hilft es meiner Meinung nach nur, den jeweiligen Fahrer zu bestrafen. Vielleicht wird dann mal der sogenannte Schalter im Kopf umgelegt. Auch das Mitwirken im eigenen Verein kann dazu beitragen, Fahrern und Beteiligten den Sinn des Sports näher zu bringen und somit für die Zukunft einiges besser zu machen.

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Doch von den einigen wenigen „Abweichlern“ in der MX-Familie einmal abgesehen, kann ich feststellen, dass es eine tolle Saison 2016 war. Das Abschneiden bei den Crossfinals war vom Ergebnis her zwar nicht das, was wir erhofft hatten, doch der Zusammenhalt und die Stimmung im Team waren besser denn je. Ich bin auch der Meinung, dass sich das Niveau der Clubsportklasse ganz schön angehoben hat. Da ist jetzt nicht mehr so ein Durcheinander - wo jeder schon im freien Training die schnellste Rennrunde setzen will. ;) Was ich auch sehr positiv sehe ist die Entwicklung der Ladies-Klasse. Es war die richtige Entscheidung den Damen die Möglichkeit zu bieten ihr eigenes Rennen fahren zu dürfen. Die Starter-Zahlen wiederlegen dies und ich bin mir sicher das sich auch in Zukunft mehr Ladies trauen ans Gatter zu rollen.

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Alles in allem denke ich, dass wir von der Kommission Berlin/Brandenburg auf dem richtigen Weg sind, die Landesmeisterschaft unserer Region zu fördern. Mit der Öffentlichkeitsarbeit auf unserer Homepage und mit unseren Pavillons, Bannern und Flaggen während der Rennveranstaltungen zeigen wir euch, dass wir nicht zu Hause herumsitzen, sondern vor Ort für euch da sind … und so einiges bewegen. Auch die Förderung der jungen Fahrer, welche nicht mehr in unserer Landesmeisterschaft unterwegs sind, steht immer auf unserem Plan und wir versuchen, hier für die Zukunft noch mehr möglich zu machen. Allerdings geht nicht alles so schnell, wie es nötig wäre. Das wissen wir. Aber ihr dürft nicht vergessen, dass wir allesamt ehrenamtlich tätig sind. Wir haben alle unseren Job und Marcus hat darüber hinaus noch sein Projekt Vorstart.de neben Beruf, Familie und LM am Wickel. Vorstart.de ist zwar für alle Beteiligten eine große Arbeitserleichterung, doch muss die Sache am Laufen gehalten werden. Auch hier wird sich einiges verbessern. Das komplette Team von Vorstart.de ist fleißig dabei, die letzten Probleme mit dem System in den Griff zu bekommen, um für euch die Anwendung noch einfacher, umfangreicher und zeitsparender zu gestalten. Ihr dürft also gespannt sein.

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Ansonsten hoffe ich, dass wir uns zahlreich und gut gelaunt zur Meisterfeier sehen. Nach der Ehrung und dem Buffet freue ich mich auf einen regen Austausch bei einem gemütlichen Glas Hopfensaft. Denn genau das ist es doch, was diesen großartigen Sport ausmacht: DIE GEMEINSCHAFT – UND DIE FREUNDSCHAFT ZUM GEGNER!

 

Bis bald …

Thomas Wichert